Wo liegt die Liebe?
Ein Kommentar von Ruth Abraham
»Mama! Das war gemein!« Mein Kind bebt vor Empörung. Wir stehen in der Küche und ich versuche mich mit Musik dazu zu hypen, den Herd sauber zu machen. Ich habe absolut keine Ahnung was sie meint – in meinen Augen hatten wir keinen Konflikt. Ich schaue auf und sehe in ihr wütendes Gesicht.
Ich versuche herauszufinden was passiert ist. »Du, ich hab keine Ahnung was los ist – magst du mir sagen, was du gemein fandst?«
Meine Tochter sagt mir, dass ich etwas Gemeines über sie gesagt habe, nämlich dass sie coole Dancemoves hätte. »Ich bin stark! Ich will nicht, dass du cool sagst!«
Sie ist stark. Und das wäre gemein gewesen, etwas anderes zu sagen, findet sie.
Das Ding ist: Sie hat Recht.
Und nein, ich WUSSTE nicht, dass sie es präferiert, »stark« genannt zu werden. Ich konnte es nicht besser machen, aber sie hatte trotzdem Recht.
Denn es ist nicht entscheidend, was ich gesagt habe oder wie ich es gemeint habe. Oder zumindest nicht wichtig genug für mich, um beleidigt zu sein.
Sie hat nicht gefühlt, dass ich sie liebe. Sie hat sich nicht geliebt gefühlt. Egal, was ich meine, es kam nicht an. Und sie fühlte sich sicher genug, um mir zu sagen, wie die Liebe ankommt. Es ist mein Job, ihr diese Sicherheit nicht zu nehmen.
Das ist das Ding mit der Liebe.