199 Kurzfilme – 199 Kleine Held:innen

Das Team von »199 Kleine Held:innen« begleitet weltweit Kinder auf ihrem Weg zur Schule. Daraus entstehen Dokumentarfilme, in denen Kindern eine Stimme gegeben wird. Hier kommen Kinder zu Wort und werden gehört.

Ein Interview mit Sigrid Klausmann-Sittler, leitende Regisseurin im Projekt 199 Kleine Held*innen

Wie ist „199 Kleine Held*innen“ entstanden?

Das ist schon über zehn Jahre her. Mein Mann Walter Sittler und ich haben eine kleine Produktionsfirma, die Schneegans Productions, mit der wir dokumentarische Stoffe produzieren, die uns wichtig sind. Eines Tages hatte Walter die Idee, die Kinder der Welt auf ihren Schulwegen filmisch zu begleiten. Als Kind aus dem Schwarzwald mit einem langen Schulweg wusste ich sofort, wovon er spricht. Ich ergänzte die Idee mit dem Wunsch, nicht nur die Mühen des Schulwegs zu dokumentieren, sondern die Kinder ausführlich zu interviewen und sie zu den Themen des Lebens zu befragen, von ihren Ängsten und Träumen zu erfahren, ihren Blick auf die Welt kennenzulernen und das, was ihnen wichtig ist. Der Filmkommentar besteht ausschließlich aus diesen Interviews, bewusst haben wir uns gegen einen erwachsenen Kommentar entschieden, um eine möglichst hohe Authentizität zu erreichen.

Mit Gerhard Schmidt von Gemini Film & Library, Köln konnten wir einen sehr erfahrenen Filmproduzenten ins Boot holen. Er war fasziniert von der Idee. Gemeinsam haben wir drei Pilotfilme produziert, im Schwarzwald, in Südafrika und in Laos, auf eigene Kosten, aber in der Hoffnung, mit dieser, wie wir fanden, großartigen Idee und der filmischen Vorlage auch interessierte Sender zu finden. Das war der Anfang eines großen Abenteuers – in vielerlei Hinsicht.

Was ist das Ziel Ihrer Reihe, Ihrer Arbeit?

In allererster Linie wollen wir Kinder ins Zentrum rücken, ihnen eine Stimme geben. Das geschieht einfach nicht genug. Es ist immer interessant, oft bereichernd und bewegend, ihnen zuzuhören, ihre Gedanken zu erfahren – ihre Weisheit, die nicht unbedingt die Weisheit der Erwachsenen ist. Unsere Protagonist:innen sind zwischen neun und zwölf Jahren alt – ein spannendes Alter zwischen Kindheit und Pubertät, in dem Kinder oft schon viel wissen und können und starke Antennen in ihre jeweilige Gesellschaft haben.

Enjo ist ein Junge aus der Schweiz – hier beim Dreh mit dem 199-Kleine-Held*innen-Team.

Mit unseren Filmen erzählen wir vielfältige Geschichten von Kindern aus allen Regionen der Welt, egal, ob sie reich oder arm, krank oder gesund, gläubig oder nichtgläubig sind. Diese Aspekte werden erzählt, aber nicht bewertet, und das ist uns ganz wichtig. Natürlich lernen unsere Zuschauer Kinder kennen, die in Armut leben, aber wir stellen diese Armut nicht aus, im Vordergrund steht immer der Mensch, das Kind und die Frage: Wer bist du? Was macht dich aus und einmalig? Nur so können wir Vertrauen herstellen in einem doch recht kurzen Zeitraum der einwöchigen Dreharbeiten. Wenn sie ein echtes Interesse an ihrer Person spüren, fällt es ihnen leichter, sich im Interview zu öffnen. Kinder mit schlechten Bildungsmöglichkeiten sind sprachlich immer schwächer: die Bedeutung und die Kraft von Sprache werden uns anhand der Filme also auch bewusst – ein großartiges Thema auch mal für eine Unterrichtsstunde.

Über die persönlichen Geschichten der Kinder werden die brennenden Themen unserer Zeit auf authentische Weise erfahrbar gemacht, und sie kommen ohne erhobenen Zeigefinger daher. Die Kinder dozieren nicht, sie erzählen. Das gibt den Filmen ihre Kraft.

Artikel weiterlesen?

Kauf die aktuelle Ausgabe oder schließ ein Abo ab, um alle Ausgaben zu lesen.

Du bist bereits Abonnent oder hast das Heft gekauft und besitzt ein Benutzerkonto?