Mein Weg zu erfolgreicher Kommunikation mit Behörden(-mitarbeiter:innen)
Zielführende Gespräche mit Mitarbeiter:innen in Behörden und Institutionen sind nicht allein von Sprach- und Rechtsverständnis abhängig. Das Gegenüber ist ein Mensch, mit eigenen Erfahrungen, Ideen und Gedanken. Sich das vor Augen haltend, lässt sich eine »Strategie« entwickeln, um in einen zielführenden Austausch zu kommen. Persönliche Erfahrungen im Umgang mit notwendiger Kommunikation im Interesse des eigenen Kindes.
Kristin Lehmann
Ich bin Mutter dreier Kinder, die sich selbstbestimmt bilden, also schulfrei aufgewachsen sind. Seit ich 2008 Mitglied im Bundesverband Natürlich Lernen e. V. geworden bin, gebe ich meine Erfahrungen in der Kommunikation mit Kritiker:innen und Zweifler:innen im privaten Bereich, wie auch im Umgang mit Behörden im Austausch mit anderen Eltern weiter und halte inzwischen seit einigen Jahren Workshops zu diesem Thema, in letzter Zeit online.
Der Umgang mit Sprache/n
Das Thema »Kommunikation« zieht sich durch mein ganzes Leben. Ich liebe Sprache und ich liebe Sprachen. Sie sind der Schlüssel zu anderen Menschen. Ich unterhalte mich gern, höre zu, streite um der »Wahrheit« willen und liebe das Hinterfragen von Wortbedeutungen, das Voneinander lernen und den Austausch. Auch in der Schule fiel es mir leicht, nicht nur Vokabeln zu lernen, sondern mich in die Kommunikation mit Menschen anderer Länder hineinzuversetzen. Ich hatte keine Berührungsangst mit der Aussprache, traute mich zu sprechen. Leider blieb der Umgang damit nur theoretisch, also innerhalb der Schule. Ich bin in der DDR aufgewachsen, da habe ich weder russisch- noch englischsprechende Muttersprachler:innen treffen können. Ein paar Jahre begleitete mich allerdings ein polnischer Schulkamerad und Freund, von dem ich erste polnische Worte und Sätze lernte und dessen Sprache ich bis heute sehr gerne höre und gerne sprechen können will. Mit zwanzig Jahren lernte ich dann Deutsche Gebärdensprache und bin heute als Gebärdensprachdolmetscherin tätig.
Eine interessante Erfahrung machte ich, als ich, die immer eine »Eins« in Englisch hatte, als junge Frau einen Mann kennenlernte, der mit mir in Englisch sprechen wollte. Ich war gefangen in meiner Angst, Fehler zu machen, die Grammatik nicht zu wissen, nicht die richtige Vokabel zu finden, Missverständnisse auszulösen, meinen Gesprächspartner und späteren Freund zu verletzen. Da er Interesse an mir (und einer Beziehung mit mir) hatte, zeigte er Verständnis und wenn ich mit meinen wenigen Worten versuchte zu erklären, gab er mir immer wieder Rückmeldung, mich verstanden zu haben und lieferte mir nebenbei die Vokabeln, die ich umschrieben hatte. Ich konnte drauflosreden, im Vertrauen, er würde wohlwollend zuhören und mir sogar helfen, meine Kommunikation zu verbessern.

Wohlwohlendes Zuhören als Schlüssel in der Kommunikation, nicht nur mit Kindern.
Gebärdensprache
Während meines ersten Studiums hatte ich aufgrund eines Arbeitsauftrages Kontakt mit dem Gehörlosenverband in Leipzig und mit gehörlosen Menschen. Sie beklagten, im Alltag nicht kommunizieren zu können, weil niemand gebärden könne und so lernte ich die Deutsche Gebärdensprache. Ich war fasziniert von der Vielfältigkeit und Ausdrucksweise durch Gebärden und Mimik, tauchte in die Kultur und Denkweise tauber Menschen ein und erweiterte auch da meine Kommunikationsfähigkeit und wurde sogar Gebärdensprachdolmetscherin. In meiner Arbeit muss ich mir vom Gesagten ein Bild machen, dass ich dann in Gebärdensprache umsetze. Diese Brücke über das Bild, über den Inhalt, hat mir ermöglicht, mich tiefer mit dem Gesagten auseinanderzusetzen, weil es über ein Aufnehmen der Wörter und gegebenenfalls Wiederholen, ja Nachplappern, hinausging. Mir fiel auf, dass es gerade im schulischen Kontext ausreichte, das Gehörte wiederzugeben. Der:die Lehrer:in wollte nur wiederholt werden, bei Arbeiten ging es mehr um das Zusammentragen von bereits Gesagtem und Geschriebenen, denn um die Auseinandersetzung damit und dem Entwickeln einer eigenen sprachlichen Auseinandersetzung mit den Inhalten.