»Es ist nicht nötig, ein Baby zu füttern, das selbst essen kann.«
Die Kinder schaffen es selbst – und zeigen es den Eltern sogar ganz deutlich, wann sie bereit sind – Brei kaufen oder mühsam herstellen ist unnötig. Worauf gilt es dann zu achten undwas müssen Eltern beachten, wenn sie ihr Kind an feste Nahrung heranführen?
Ein Interview mit Gill Rapley, Familienbetreuerin, Stillberaterin und Autorin
Eigentlich müssten alle Eltern begeistert vom Vorschlag von Gill Rapley sein, die Breichen einfach wegzulassen und das Kind entscheiden zu lassen, wann und wie und mit welcher Nahrung es den Übergang von Muttermilch zur festen Nahrung schaffen will. Schließlich ist das Aussuchen von Breien, die das Kind essen darf, äußerst kompliziert geworden. Zwar hilft die Babynahrungsmittel-Industrie eifrig mit beim Erstellen der Tabellen mit Breichen, doch müssen Eltern ständig alles mögliche beachten: Ob das Kind schon Gluten essen darf und ob nicht doch Zucker im Fertigbrei versteckt ist, zudem müssen die Babys noch überzeugt werden. Nicht selten verzweifeln die Eltern daran, denn viele Kinder sind vom Nestlé- oder Hipp-Plan nicht zu überzeugen. Auch schaffen das die Biobreie oder die liebevoll selbstgekochten Breichen nicht: den Weg vom Teller – kurzzeitig ein Flugzeug geworden – in die komplett mit Karottenbrei verschmierte Landerampe.
Sie haben den Begriff »Baby-led weaning« geprägt, und haben auch ein Buch über die Beikost nach Bedarf geschrieben. Könnten Sie bitte diesen Ansatz kurz umreißen?
Der Begriff »weaning« – abstillen – ist irreführend. Ich beziehe mich hier auf den langsamen, fließenden Übergang von der reinen Milchnahrung – sowohl Muttermilch als auch Pulvermilch – zu vollen Familienmahlzeiten, und nicht – wie üblich – auf das stufenweise Ersetzen von Milchmahlzeiten durch feste Nahrung. Es geht mir darum, dass Babys diesen Übergang selbst steuern können und wie Eltern sie am besten dabei begleiten.

Vertraue auf dein Baby: Es weiß, was es wann braucht – beim Essen und in vielen anderen Bereichen.
Bei diesem Ansatz zur Einführung fester Nahrung, zeigt das Baby den Weg, und es spielt im ganzen Prozess eine aktive Rolle. Die Forschung beweist, dass es möglich ist, denn er basiert auf der normalen kindlichen Entwicklung. Das Baby setzt sich an den Tisch mit der Familie und bedient sich an der Familienmahlzeit, die es erst in handliche, später in mundgerechte Stücke geschnitten bekommt. Es isst und entscheidet selbst, was, wie viel und wie schnell es isst.