Gebären während der Corona-Pandemie
Mythen kursieren über Geburten in Zeiten von Corona. Was ist dran? Wir baten Leserinnen, uns ihre Geburtsgeschichten während der Pandemie zu erzählen. Eins haben alle gemeinsam: Das Leben findet seinen Weg – häufig sogar sehr schön.
Ronja (31) und Milos (37)
Eine schnelle natürliche Geburt
Nach einer wunderschönen, unkomplizierten Schwangerschaft wurde uns am Ende mitgeteilt, dass unser Baby wahrscheinlich eine Behinderung haben wird. Zunächst wurde uns sehr viel Angst gemacht und von einer Kaiserschnittgeburt in der 36. Schwangerschaftswoche war die Rede. Nach Einholen einer Zweitmeinung stand einer natürlichen Geburt nichts im Wege. Da weiter keine Komplikationen auftraten, hatten wir das Glück, dass unser Baby auf natürlichen Weg das Erdenlicht erblicken konnte.
An einem Sonntagmorgen hatte ich die ersten Wehen, die sich im Verlauf des Tages steigerten. Gegen 15 Uhr entschieden wir uns lieber die einstündige Fahrt in die Klinik anzutreten. Infolge der Diagnose bei unserem Baby war eine Geburt im naheliegenden Krankenhaus nicht möglich, da das Baby nach Geburt sofort in eine größere Klinik gebracht worden wäre. Diesen Stress wollten wir unserem Kind und uns ersparen.
Kurz nach 16 Uhr waren wir auf der Geburtsstation des Krankenhauses angelangt. Mein Mann durfte zunächst nicht mit zu mir. Ein Corona-Test war nötig. Ich wurde in ein Untersuchungszimmer geleitet. Auch bei mir wurde ein Corona-Test durchgeführt. Es folgten Ultraschall, Vaginaluntersuchung und das Umziehen auf Krankenhauskleidung. Eigentlich wollte ich mich dabei nicht hinlegen, musste es aber laut Vorschrift doch machen.
Auf den Weg in den Kreißsaal stützte mich die Hebamme wegen starker Wehentätigkeit. Nach negativen Testergebnis konnte mein Mann kurz vor 17 Uhr zu mir. Nach dessen Ankunft platzte meine Fruchtblase im Stehen. Unser Baby schien es eilig zu haben. Doch Pressen sollte ich noch nicht, da ich mich für eine weitere Untersuchung ins Bett legen sollte. Gern wäre ich stehen geblieben. Mein Mann ließ die Hebamme noch die Vorhänge zuziehen, damit der Kreißsaal nicht so Tageslicht durchflutet sei. Eine Ärztin kam hinzu. Nach zwei Presswehen war das Köpfchen unseres Babys zu sehen. Dieses streichelte ich …ein wundervoller glücklicher Moment. Es stellte sich eine etwas längere Pause bis zur nächsten Presswehe ein. Diese war von nicht zu großer Intensität. Mit etwas Druckausübung durch die Ärztin kam unser Baby um 17:17 Uhr zur Welt.
Unser Baby durfte zu mir zum Bonding und Stillen. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Mein Mann nabelte mit ab. Nach der unkomplizierten Plazentageburt nahm mein Mann unser Baby auf seine nackte Brust. Für ihn ein sehr schöner Moment. Aber auch die Geburt, wo ich eine so tiefe Kraft und innere Ruhe für ihn verkörpert habe. Die Hebamme hat mich dann frisch gemacht. Im Beisein meines Mannes wurde unser Baby im Kreißsaal durch eine Kinderärztin untersucht, gemessen und gewogen. Hier war alles soweit in Ordnung.
Nach dem Kreißsaal durften wir alle drei für zwei Stunden zum Bonding in einen eigenen Raum. Ein toller Moment. Ich hatte die Geburt auch sehr gut überstanden und fühlte mich nicht zu geschwächt. Nach unsere Bondingzeit musste unser Baby wegen seiner vermutlichen Behinderung für eine Nacht zur Überwachung auf die Intensivstation. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich kam auf die Wochenbettstation. Mein Mann musste nun wegen der geltenden Coronas-Schutzverordnung das Krankenhaus verlassen und konnte auch nicht mehr zu Besuch kommen.

Zeit für Bonding nach der Geburt - auch in Corona-Zeiten.