Der Attachment Parenting Kongress 2018

Zum dritten Mal fand der Attachment Parenting Kongress im Oktober in Hamburg statt. Eine vielfältige Rednerliste, ein schönes Ambiente und strahlender Sonnenschein machten den Kongress zu einem Event. Ein Kongressbericht.

Neben allerlei Online-Kongresse gibt auch es auch noch Offline-Kongresse, bei denen sich Menschen zu einem bestimmten Thema treffen und darüber austauschen.

So veranstalteten Diana Schwarz und Frauke Ludwig von Einfach Eltern am 13. und 14. Oktober zum dritten Mal den Attachment Parenting Kongress in Hamburg. Das unerzogen Magazin berichtete bereits ausführlich über den ersten Kongress 2014. Auch dieses Mal waren wir dabei und mittendrin.

Wo und wer?

Attachment Parenting , benannt von dem US-amerikanischen Arzt William Sears, bedeutet bedürfnisorientierter Umgang in Eltern-Kind-Beziehungen. Gern wird es auf Stillen, Tragen, Familienbett, Windelfrei und schnelles Reagieren auf die Signale des Babys reduziert. Und vieles davon stößt mittlerweile auf breites öffentliches Interesse, was auch Veranstaltungen wie dem Attachment-Parenting-Kongress zu verdanken ist.

Der Kongress fand im Grand Elysée Hotel Hamburg statt, ein sehr schönes und mondänes Ambiente für einen Kongress. Dieser ist als Fachkongress ausgelegt und zieht Fachpublikum wie Hebammen, Doulas oder Still- und Trageberaterinnen und interessierte Eltern gleichermaßen an. So war der Kongress mit buntem Publikum gesegnet: von Babys und Kleinkinder über Väter und Mütter in jungem Alter bis hin zu älteren Frauen. Die Veranstalterinnen hatten für eine Kinderbetreuung gesorgt, aber Kinder waren auch in den Vortragsräumen willkommen.

Was genau?

Als Teilnehmerin hatte man die Qual der Wahl. Und das war ein ernsthaftes Problem. Es wurden in jedem Vortragszeitraum drei Veranstaltungen gleichzeitig angeboten, für die man sich bereits bei der Anmeldung zum Kongress entscheiden sollte. Und so fanden interessante Themen nebeneinander statt. Dank dem tollen Kopfhörer-System konnte man allerdings in andere Vorträge reinhören. Es wurden nämlich Kopfhörer verteilt, um z. B. bei Unruhe durch kleine Kinder trotzdem gut hören zu können oder wenn Mütter mit ihren Kindern den Saal verlassen müssen, können auch sie vor der Tür dem Vortrag weiter lauschen. Ich nutzte die Technik, um immer mal in andere Vorträge reinzuhören, während ich bequem in meinem angemeldeten Vortrag saß. Ich saß u. a. in den Vorträgen von. Diana Schwarz und Frauke Ludwig zu Baby Basics, Anja Gaca zu gute Eltern sein und ein glückliches Paar bleiben, Ruth Abraham zu warum wir aufhören sollten zu erziehen und was wir stattdessen tun können und Susanne Mierau (was für eine sympathische, sanfte Stimme) zu Trotzphase? Autonomiephase? Überhaupt eine Phase? Sara Kulka, Model und Fürsprecherin für Attachment Parenting, eröffnete den Kongress mit einer sehr persönlichen Rede über ihren Weg zu Attachment Parenting.

Der Vortrag von Fabienne Becker-Stoll zum Thema Bindungsentwicklung von der Kindheit bis zum Jugendalter war gut besucht.

Erziehungsfreies Leben ist nicht weit weg vom bedürfnisorientieren Leben. Im Gegenteil, viele starten in ihr Leben mit Kindern, indem sie deren Bedürfnisse achten, manchmal führt das dann dazu, Erziehung ganz in Frage zu stellen. Beides – Attachment Parenting und das erziehungsfreie Leben – sind verbunden. Daher habe ich mich gefreut, Ruth Abrahams Vortrag zum Aufgeben von Erziehung im Programm zu lesen.

Es gab noch so viele Programmpunkte, die mich stark angesprochen haben, z. B. Henning Norholt zur väterlichen Bindung oder Gundula Göbel über Trost oder Thomas Harms zur Emotionalen Ersten Hilfe. So muss ich das bei anderer Gelegenheit nachholen.

Und sonst so?

In zwei Ausstellungsräumen konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Bücher, Tragehilfen und sonstige Produkte rund um Geburt und die ersten Lebensjahre eines Kindes erwerben. Auch Organisationen und Vereine stellten sich und ihre Arbeit vor. Natürlich kann man jetzt noch über die wirklich sehr schmackhafte, vielfältige Verpflegung, den ausgezeichneten Service und den – aus Teilnehmersicht, die Veranstalterinnen hatten bestimmt ihre gegenteiligen Momente – reibungslosen, entspannten Ablauf schreiben. Der Vollständigkeit halber und mit Dank tue ich das. Mit Weleda und dem Hebammenforum hatten Diana Schwarz und Frauke Ludwig passende Partner gefunden, deren Mitwirkung positiv spürbar war.

Am ersten Abend wurde der Film Die sichere Geburt – Warum Hebammen? aufgeführt.

In den informellen Gesprächen – und die sind ein wesentlicher Bestandteil von Kongressen – war der Film Elternschule ein Thema, das die Gemüter bewegte. Überhaupt gab es ausreichend Pausen bei Kaffee, Getränken, Snacks oder Mahlzeiten, in denen Zeit war, Kontakte zu knüpfen, zu diskutieren und sich zu informieren.

Ist Attachment Parenting eine relativ junge Bewegung in Deutschland, so sind doch die ersten bindungsorientiert aufgewachsenen Kinder nicht mehr im Kleinkindalter. Das bringt sicherlich einen Themenzuwachs auf den nächsten Kongressen, denn er war jetzt schon spürbar beispielsweise beim Vortrag von Katja Reim zu Medienerziehung oder bei Fabienne Becker-Stoll zu Bindung bis zum Jugendalter.

Fazit

Wer es ermöglichen kann, sollte den nächsten Kongress im Oktober 2020 ins Auge fassen und sich selbst einen Eindruck verschaffen und umfassend informieren. Es ist eine entspannte, freundliche und zugleich inspirierende Atmosphäre. Vielleicht wäre eine Podiumsdiskussion ein Format, das die Veranstalterinnen für den nächsten Kongress in Erwägung ziehen könnten. Die Vorträge waren wirklich exzellent und vielfältig von der Themenauswahl, aber das könnte den Kongress auflockern. ■

Attachment Parenting Kongress

Termin: 3. und 4. Oktober 2020

Wo: Hamburg, Grand Elysée Hotel

Anmeldung ab Herbst 2019 unter: www.attachment-parenting-kongress.de

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